ZeltReview: Vaude Power lizard SUL 2-3P

Ich habe mir das Vaude Power Lizard im Frühjahr 2020 mit dem Plan gekauft, es in Norwegen, Schweden, Finnland einzusetzen. Im Endeffekt nutzte ich es bisher bei meiner Alpenquerung 2020 vom Donaudurchbruch bis zur Adria und auf mehreren Mehrtagestouren und Bikepackingtouren von den Kanaren bis Lappland.

Es wurde also in oftmals deutlich wärmeren Regionen genutzt, als ich geplant hatte. Ich habe das Zelt allein genutzt mit der Option, dass es auch für 2 Personen tauglich ist. Als Alternative gibt es auch das Power Lizard SUL 1-2P. Wer sich aber mit den Maßen genauer beschäftigt wird sehen, dass es utopisch ist, sich zu zweit mit Gepäck in das 1-2 Personen Zelt zu quetschen. Selbst bei dem 2-3 Personenzelt wird es aufgrund der sehr kleinen Apsis schon eng.

Edit: Auch zu zweit kann man das Zelt nutzen, allerdings ist es wirklich kuschelig. Die Fahrradtaschen wurden im Zelt aber auch in der kleinen Apsis verstaut. Mehr Gepäck sollte es allerdings nicht sein 🙂

In kälteren Gefilden, wie z.B. in Schweden oder Lappland macht sich das Zelt super! Regen und Wind können dem kleinen Ding nichts anhaben.

Technische Übersicht

FormTunnelzelt
KonstruktionDoppelwandzelt
AufbauAußenzelt freistehend
Gewicht1450g
max. Zelthöhemax. 100cm an einer Stelle
Liegefläche215cm X 145cm
Wassersäule Außenzelt3000mm
Wassersäule Boden3000mm
Anzahl an Personenmax. 3
Farbegrün/gelb
MaterialMaterial Außenzelt
20D Polaymid Ripstop Si/Si (100 % Polyamid)
Material Innenzelt
15D Polyamid Micro- Ripstop (100 % Polyamid)
Material Boden
30D Polyester Ripstop PU (100 % Polyester) 10,3mm
HeringeAluminiumheringe
Gestänge3x Featherlite DAC NSL Aluminium
Preisab 270€
ExtraFootprint

Meine Erfahrungen

Spontan musste also das Vaude Power Lizard mit mir zur Alpenquerung aufbrechen. Testen konnte ich es zuvor nicht wirklich. Ein Testaufbau und eine Testberegnung mit dem Wasserschlauch im Garten mussten als Vorbereitung ausreichen. Dieses Mal hatte ich dann auch ein Reperaturset und Nahtverdichter dabei. Nach der Erfahrung mit meinem Nordisk Halland habe ich nicht darauf verzichten wollen.

Schon beim ersten Aufbau fiel mir auf, dass das Oberzelt durchhängt und so probierte und probierte ich, bis ich einigermaßen zufrieden war. Das Ganze hat zu Beginn fast eine Stunde gedauert.

Die erste Nacht zeigte jedoch, wie wichtig es ist, dass das Abspannen ordentlich gemacht wird. Der Wind drückte das Außenzelt an das Innenzelt und durch das Kondenswasser, dass durch die sehr warme Nacht entstand, kam es zu einer schönen nassen Stelle im Fußbereich.

Der Abstand zwischen Außen- und Innenzelt kann aber reguliert werden und so testet und probierte ich, bis solche Nässeeinbrüche nicht mehr vorkamen. Dadurch, dass nur ein oberes Gestänge genutzt wird , ist die Positionierung zur Windrichtung extrem wichtig. Regenwasser kam prinzipiell nie in das Zelt. Trotzdem war es äußerst nervig, dass das Aussenzelt quasi jede Nacht vor Kondensationswasser nur so tropfte. Das änderte sich mit Abnahme der Außentemperatur.

Ich habe natürlich durch meinen extrem warmen Winterschlafsack auch gut geschwitzt, was das Ganze begünstigte.

Edit: Nach Optimierung der Lage zwischen Außen- und Innenzelt kam es nicht zu weiteren Kondenswasserbildungen, welches durch das Innenzelt drückte.

Der Aufbau

Der Aufbau geht schnell, sobald man sich eingearbeitet hat. Eine große Querstange und 2 kleinere Stangen. Wobei die kleineren Stangen einen Größenunterschied haben und jeweils nur an eine Zeltseite passen. Hier muss man genau aufpassen oder eben die Stange erneut ausfädeln und auf der anderen Seite einfädeln.

Die beiden kleinen Stangen dürfen nicht im 45 Grad Winkel aufgestellt werden, denn so wird nicht genügend Spannung aufgebaut.

Im Video oben, könnt ihr sehen, wie sich der Aufbau bei stärkerem Wind und schwierigerem Untergrund gestaltet. In der Regel braucht der Aufbau keine 10 Minuten, äußere Bedingungen können den Prozess jedoch etwas verlängern.

Ich empfehle dringend ein Footprint oder eine Plane unter das Zelt zu legen. Das Bodenmaterial scheint mir, wie bei allen UL- Zelten, anfällig.

Das Power Lizard ist in der Größe natürlich sehr komfortabel für eine Person. Ich hatte im Innenraum genug Staufläche für meinen Rucksack, ohne dass ich auf irgendeine Weise Platz beim Schlafen vermisst hätte. Daher war die kleine Apsis für mich kein Problem. Schuhe standen immer in der Apsis.

An der Zeltdecke ist eine Wäscheleine integriert, auch innerhalb des Apsis. Sehr anstrengend fand ich aber auch die Schlaufen und Haken zum Festmachen der Türen, gerade im Dunkeln hat es mich Nerven gekostet.

Dem Regen, Wind und Gewitter konnte das Power Lizard trotzen. Zeitweise habe ich es auch nur als Außenzelt mit Footprint genutzt, um etwas Schatten zu haben und auszuruhen.

Fazit

Pro

– sehr leichtes Zelt mit großer Liegefläche für 1P
– 2 Personen sind machbar
– für kältere Regionen geeignet
-kaum Zugluft
– Stabiles Material
– Sturmfest und auch bei Dauerregen wasserdicht
– Aufbau vom Außenzelt einzeln möglich

Contra

– sehr kleine Apsis (max für Schuhe und Kocher, Radtasche)
– Rucksack muss mit in das Innenzelt oder ganz draußen bleiben
– wenig Durchlüftung (Reißverschlüsse immer öffnen)
– Reißverschluss am Eingang verklemmt sich manchmal im Zeltstoff
– Außen- und Innenzelt kommen bei schlechter Abspannung aneinander wodurch Kondenswasser durchdrücken kann
– nur in einer Farbe
– Abspannen des Zeltes muss geübt werden und ist extrem wichtig
– kurze und lange Zeltstange farblich gleich
– Beim Aufbau muss man genau schauen, wo welche Seite ist
– Schlaufen und Haken sehr unpraktisch

Beim Thema Zeltkauf muss man immer abwägen. Das perfekte Zelt gibt es wohl (noch) nicht. Ich bin mit dem Power Lizard sehr zufrieden, nachdem ich mich eingearbeitet habe und gewisse Dinge ausprobiert und umgestellt habe. Ich denke, dass man für diesen Preis (ab 200€) ein sehr gutes Zelt bekommt, dass zumindest leicht und klein ist und dem Wetter trotzt. Absoluter Nachteil ist, dass es sehr viel Kondensationsnässe am Außenzelt gibt, wobei ich das Problem im Laufe der Erprobung in den Griff bekam, sodass zumindest mein Schlafsack nicht mehr von Außen an den Füßen nass wurde. Soweit ich weiß hat Vaude bereits einen ähnlichen Nachfolger auf den Markt gebracht, der natürlich in einer anderen Preisklasse liegt (Vaude Seamless)

Comments

  • Ben
    8. Juli 2022

    Moin, ich habe eine ältere 1-2P-Version in Beige statt Grün, die Farbe gibt es aber leider nicht mehr, finde die sehr praktisch. Ich stelle den Bogen immer quer zum Wind, dann hält es insbesondere mit den Sturmleinen besser. Die wickel ich zudem einmal um das Gestänge, damit hier die Belastung eingeleitet wird statt nur am Stoff zu zerren.

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  • Laura
    4. Mai 2023

    Hej!
    Super review, habe mir darauf hin das Zelt gebraucht (aber quasi neu) zugelegt. Der erste Testaufbau war ein bisschen ernüchternd- finde den Powerframe recht gewöhnungsbedürftig und habe das Zelt nicht gut abgespannt bekommen. Das Außen- und Innenzelt kleben regelrecht aneinander, besonders an der langen Seite neben der Tür. Hast du vielleicht ein paar Geheimtipps für mich, was das Abspannen abgeht?
    MfG, Laura

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      • Thiago
        24. Mai 2023

        Hey, machst du auch einen hering unten an die kleinen Stangen, sodass das untere Ende nicht verrutschen kann?
        Ausserdem habe ich gesehen, dass du erst die ecken des Aussenzelts festmachst, oder?
        Haengst du das Innenzelt bei jedem Aufbau immer ein? Wenn ja in welcher Reihenfolge?
        Ziehst du die Spanngurte in den Ecken auf der Eingangsseite dann voll an?
        Vielleicht koenntest du nochmal eine genaue Reiehenfolge deines Aufbaus schreiben, das waere echt super. Das mit dem Badtpannen ist echt schwierig und man hat leider schnell ein nasses Zelt, wie du ja auch schon erlebt hast.
        Danke fuer den Review,
        Thiago

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      • Laura
        25. Mai 2023

        Ganz Lieben Dank für die Tipps!! Das mit den kurzen Stangen habe ich definitiv nicht so gemacht und den Abstand vom Innenzelt habe ich auch nicht verändert- bin gespannt und voller Hoffnung 😉

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