Wandern auf den Kanalinseln – Jersey
Kanal… was? Wo ist das?
„Warst du wieder in Großbritannien?“
Ich muss gestehen ja! Und trotzdem war auch ein Hauch Frankreich dabei. Mittendrin sozusagen. Mitten im Ärmelkanal und das bei schönstem Frühlingswetter.
Anreise auf die Kanalinseln
Eine Anreise auf die kleinen Inseln im Ärmelkanal ist gar nicht so einfach, insbesondere nicht in der Nebensaison. Direktflüge gibt es dann aus Deutschland nicht. Im Sommer soll dies anders sein. Die meisten Flüge gehen über London oder andere Airports in England.
Eine bessere, ökologische und für mich spannendere Alternative war die Anreise via Zug und Fähre durch Frankreich. Von Frankfurt, Mannheim oder Karlsruhe fährt ein Direktzug bis Paris. Ab Paris kann man direkt mit einem Zug weiter nach St. Malo fahren, von wo aus die Fähre nach Jersey oder Guernsey startet.
Bei der Zugalternative hat man zudem zwei attraktive Städte auf seiner Reise eingebunden, natürlich Paris aber auch die kleine beschauliche Küstenstadt St. Malo lohnt sich auf alle Fälle zu erkunden. Eine so prächtige und gut erhaltene Stadtmauer habe ich sehr selten gesehen. (Tipp: Durch St. Malo verläuft auch der GR34 – derZöllnerpfad entlang der Küste der Bretagne.)
Die Fährverbindung ab St. Malo wird auch in der Nebensaison aufrecht erhalten. Im Sommer kommen weitere Verbindungen zwischen den Inseln, aber auch zum Festland hinzu. Beispielsweise von der französischen Stadt Granville nach Jersey oder von Cherbourg Richtung Guernsey.
Nahverkehr auf und zwischen den Inseln
Ich habe selten so ein gut funktionierendes Busnetzbei so geringer Einwohnerzahl gesehen. Auf der Tourismusseite von Jersey findet man hierzu ausreichend Informationen und auch Fahrpläne. Man kann sich also eine Busfahrkarte für z.B. 7 Tage gönnen und so an jeder beliebigen Stelle der Insel in den Bus hüpfen. Dies bietet sich besonders an, wenn man sich für eine stationäre Unterkunft entschieden hat, wie ich es getan habe und trotzdem die Insel umwandern möchte.
In der Nebensaison ist der Wechsel zwischen den Inseln in der Regel mit Kleinbooten oder Condor Ferry möglich. In der Hauptsaison werden diese durch die Express Linien von Manche Iles ergänzt.
Mehr Informationen über die Busverbindungen auf Guernsey findet ihr hier.
übernachtungen
Natürlich ging mein erster Blick auf die Camping -Situation der Kanalinseln. Hier lies sich für Jersey relativ schnell feststellen, dass es keine geeigneten Plätze gibt und die Bevölkerungsdichte zu groß ist, als würde eine Option im „Hinterland“ bestehen. Die meiste Fläche ist Weideland, hier kann man natürlich mit den Besitzern ins Gespräch gehen, zudem sind die Küsten sehr steil im Norden und im Süden sehr weitläufig sandig und bewohnt. Aufgrund der sehr massiven Unterschiede von Ebbe und Flut würde ich auch keinem raten, in einer kleinen Bucht zu nächtigen, denn dies kann bei Flut eine böse Überraschung geben.
Der zweite Blick fiel dann auf Etappenunterkünfte und somit der Variante des täglichen Wechsels mit Vollgepäck. Im Süden der Insel wäre dies sinnvoll und möglich. Im Norden allerdings aus meiner Sicht unbezahlbar. Somit habe ich mich für zwei verschiedene gemütliche und günstige Unterkünfte entschieden, in denen ich länger Gast war.
Küstentypen
Das Schöne an der Insel sind die Gegensätze der Nord – und Südinsel. Während der Norden schroff, steil und naturbelassen ist glänzt der Süden mit endlosen Sandstränden und Wattwanderungen. Sofern man es richtig timed, hat man die Möglichkeit mehrere Kilometer auf das Meer rauszulaufen. Dort kann man teilweise auch Burgen besichtigen. Aber Achtung! Man sollte nicht zu weit rausgehen ohne einen Blick auf „Tide Time“ zu werfen. Es scheint wohl häufiger zu passieren, dass achtlose Wattwanderungen mit einer Rettungsaktion enden.
Ich würde es auf alle Fälle zeitlich so planen, dass man die Kilometer der Südinsel immer zur Ebbezeit begeht, eben damit man dies als Wattwanderung auslegen kann.
Sehenswürdigkeiten
Die Kanalinsel Jersey bietet natürlich die ein oder andere Outdoor-Aktivität zu Land und auch zu Wasser. Auf der gesamten Insel ist es kaum zu übersehen, dass diese Region durch den 2. Weltkrieg und der Besetzung der Deutschen geprägt wurde. Bunkeranlangen, Kriegstunnel und Mahnmale erinnern an die 5 jährige Besetzung der kleinen Insel, die als Festung genutzt und aufgebaut wurde. Der 09. Mai 1945, der Liberation Day ist bis heute ein wichtiger Festtag auf der britischen Insel. Über alle historischen Abläufe und Überreste der Besetzungszeit auf der Insel Jersey findet man auf der Tourismusseite zahlreiche Informationen.
Auch aus weiterer Vergangenheit finden sich interessante Gebäude und Bauten. Unter anderem die Schlösser und Burgen, wie das Elizabeth Castle, Grosnez Castle und Mont Orgueil Castles. Zahlreiche Museen ergänzen die hisorische Reise.
Eindrucksvoll ist außerdem der Leuchtturm La Corbière. Bei der Wanderung rund um die Insel lohnt sich ein Abstecher Richtung Leuchtturm.
Etappen der inselumrundung
Die gängigste Einteilung der Inselumrundung habe ich hier aufgeführt. Wie aber bei jeder anderen Mehrtages- bzw. Fernwanderung lassen sich die Längen natürlich anpassen. Durch die gute Busanbindung muss man auch nicht zwangsläufig auf einen Unterkunftswechsel zurückgreifen und kann so günstig in einer festen Unterkunft wohnen.
Da ich auch bereits einen Blick auf die weiteren Inseln geworfen habe, führe ich auch diese Etappen hier direkt auf.
Jersey
von | bis | Länge | Höhenmeter |
SSt Helier | La Pulente | 19km | |
La Pulente | La Greve de Lecq | 17 km | |
La Greve de Lecq | Bouley Bay | 19km | |
Bouley Bay | St. Helier | 23,5km |
Guernsey
Die Gesamtlänge der Inselumrundung beträgt 61km und 710hm
von | bis | Länge | Höhenmeter |
St. Peter Port | Les Villets | 21km | |
Pleinmont, Southbound | Cobo | 30 km | |
Cobo | St. Peter Port | 10,8km |
Alderney
von | bis | Länge | Höhenmeter | |
WESTKÜSTENROUTE | St. Anne | St. Anne | 12km | |
OSTKÜSTENROUTE | St. Anne | St. Anne | 14,5 km |
Herm
von | bis | Länge | Höhenmeter |
Hafen Herm | Hafen Herm | 6,2km | 54hm |
Sark
von | bis | Länge | Höhenmeter |
Sark Hafen | Sark Hafen | 17,8km | 370hm |
Erfahrungsbericht Jersey
Ich hatte während der Osterfeiertage ca. 10 Tage Zeit, um die Kanalinseln zu erkunden. Vorgenommen hatte ich mir eigentlich Guernsey und Alderney, Jersey wollte ich eigentlich erst später ansehen. Aber nach einiger Recherche und Planung der Anreise, war es zeitlich gesehen deutlich einfacher in der Nebensaison nach Jersey zu kommen. Und so entschied ich mich für Jersey inklusive einem Zwischenstopp in Paris auf dem Hinweg und einem Zwischenstopp in St. Malo auf dem Rückweg. Die Anreise verlief problemlos und zügig und ich empfand es im Zug als äußerst entspannt.
Auf Jersey kam mir alles sehr familiär vor und die Menschen waren sehr freundlich. Zudem war der Nahverkehr super und so konnte ich neben der Wanderung auch noch andere Teile der Insel erkunden.
Ich „erledigte“ die Inselumrundung eher in gemütlichen Abschnitten und nutzte immer nur einen halben Tag für die Abschnitte. Den Rest des Tages widmete ich mich weiteren Erkundungen und was für mich erstaunlich und neu war… ich war sehr müde und lag dann auch mal am Nachmittag am Strand oder sammelte Muscheln im Sand. Was es mit der Müdigkeit auf sich hatte zeigte sich dann erst nach meiner Rückkehr in Deutschland. werde ich Es kam mir auf alle Fälle seltsam vor und so reduzierte ich meine Laufleistung, einfach weil es für mich in dem Moment ganz passend war.
Für eine kurze Mehrtagestour war Jersey also perfekt geeignet. Insbesondere in der Kombination mit den geschichtlichen Sehenswürdigkeiten und den Natureindrücken der Nord – und Südküste. Ich würde diese Umrundung schon fast als echten Urlaub bezeichnen. Wer allerdings das wilde Naturabenteuer sucht, ist auf Jersey falsch. Den außerhalb der Nordküste ist die Insel relativ gut besiedelt.
Zurück in der Heimat angekommen wurde dann rückblickend klar, dass ich die Inselumrundung schon gar nicht mehr allein unternommen hatte, sondern ein kleiner Bauchbewohner seine erste Mehrtagestour mit mir absolvierte. Was eine Überraschung! Nun klärte sich auch die Kraftlosigkeit nach den Touren endlich auf!
Nun zog sich auch dieser Bericht etwas aufgrund der neuen Umstände und auch einige geplante Touren im Sommer müssen voraussichtlich abgeändert werden. Es wird sicher anders aber trotzdem schön.
Karin
Oh wie schön! Alles Gute und herzlichen Glückwunsch!
Sasse
Danke dir!
Flo
Nice! Da wird sich aber jetzt einiges ändern, bin gespannt! Glückwunsch!
Sasse
Danke dir!
Maria
Die Kanalinseln hatte ich auch so gar nicht auf dem Schirm! Danke für den Tipp!
Und alles Gute für dich !
Maria
Britta
Ich beabsichtige, mit meinem Teenagersohn 1 Woche nach Jersey zu reisen. In einer Woche ist eine ganze Umrundung nicht. zu schaffen. Daher würde mich interessieren, welche 3 – 4 Wanderungen Du empfehlen würdest?
Es müssen auch nicht die längsten sein, sondern es wäre gut, wenn sie (zumindest zum Teil) mit Strand/Bad-zeit oder Besichtigung verbunden werden könnten.
Du hast in einem Nebensatz 2 günstige und gemütliche Unterkünfte erwähnt. Wenn Du sie empfehlen kannst, könntest Du mir die Namen sagen und in welchem Ort sie liegen? Oder kannst Du andere Empfehlungen aussprechen`?
Viele Grüße Britta
Sasse
Hallo Britta,
ich würde dir dann definitiv den Nordteil der Insel und en Südwesten empfehlen. Strände findest du immer mal wieder egal wo auf der Tour, im Westen hast du sogar den ewig langen und je nach Tide auch breiten Strand. Wenn ihr nur eine Woche dort seid, würde ich Saint Helier als Ausgangspunkt empfehlen, hier kommt man mit dem Bus immer ganz gut überall hin. Das Hotel, wo ich dort war, lag direkt am Meer und hieß Ommaroo, günstig ist auf Jersey übrigens relativ 😉 es ist alles nicht wirklich günstig. Mein zweiter Standort war im Osten der Insel Seascale am Gorey Pier, dies bietet sich aber eher an, um den Osten, Südosten und Nordosten der Insel zu erkunden.
Ich wünsche euch eine tolle Zeit und Planung!
Alles Liebe Sasse