Die Südküste – Erholung auf Madeira

(Folgebericht)

Von Seixal im Norden der Insel Madeira ging es nun in den Süden. Ich nahm mir Zeit bei der Wahl der Unterkunft, denn es sollte wieder einmal etwas abseits gewohnt werden. Der südliche Teil der Insel ist sehr belebt und daher war die Suche gar nicht so einfach, doch ich wurde fündig.

Auf der Bananenplantage

In einem neu renovierten Farmhaus, mitten auf einer Bananenplantage mit Meerblick abseits vom Trubel, fand ich eine kleine Erholungsoase. Die einzigen Geräusche waren das Rauschen der Wellen, das Plätschern des Wasserfalls und manchmal blökte ein Schaf, das in der Plantage hauste. Gegen Abend hörte man dann wohl auch meine Ukulele klimpern.

Die Anfahrt war etwas spektakulär, so ging es durch einen sehr alten Tunnel, vorbei an einem Strand zu dem kleinen Häuschen. Sonst fuhr hier allerdings niemand. So konnte man sich dann aber auch wirklich Zeit lassen auf der holprigen Straße.

Eigentlich buchte ich nur für 7 Tage, verlängerte dann aber zwei Mal, weil es einfach so idyllisch war. Der sehr freundliche Besitzer legte immer wieder frische Bananen nach seiner erledigten Arbeit vor die Tür, so gab es täglich Bananen im Überfluss. (Tipp: Casa dos Anjos bei AirBnB, Booking oder anderes..)

Dieser Moment, wenn man vom Rauschen der Wellen aufwacht, die Fensterläden öffnet, barfuß auf den warmen Boden der Terrasse hüpft und die Sonne einem entgegen scheint….unbezahlbar. Es sorgte aber auch dafür, dass die Wanderungen immer später starteten, denn die Frühstückszeremonie war einfach zu fantastisch.

Und in welcher Atmosphäre kann man besser Ukulele spielen und ein Käffchen schlürfen, als mit Blick auf das Meer? Nicht umsonst hat die Ukulele portugiesische Vorfahren.

Ein Hund als Wanderführer

Zur Ostküste ging es, um dort einige Touren entlang der Steilklippen zu laufen und das Örtchen Ponta do Pargo zu erkunden, dafür waren 3 Tagestouren eingeplant. Zu meiner großen Freude stürmte bei der ersten Tour ein kleiner Hund auf mich zu. Das kann ja immer positiv oder negativ sein, beides habe ich schon oft erlebt. Nun war dieser kleine Kerl aber äußerst zutraulich und freundlich. Ich „taufte“ ihn direkt mal auf den Namen „Pulla“. Ich denke er kam zunächst nur in meine Richtung, um sein Geschäft zu erledigen, daher der Name. Er freute sich aber sehr über die Streicheleinheiten und lief dann zielstrebig in die Richtung, die ich auch gehen wollte. So blieb der kleine Pulla die ganze Wanderung dabei. Seine Gassirunde wurde meine Wanderrunde. Ach, hatte ich Spaß. Ich werde ja immer ganz euphorisch, wenn mich ein netter Hund begleitet (das Gleiche gilt aber auch bei Ziegen, Eseln oder Schafen). So ein kleiner Weggefährte würde ja auch super zu mir passen, nur leider lassen es die äußeren Umstände aktuell nicht zu. Aber sicherlich werde ich darauf irgendwann mal zurück kommen.

Pulla präsentierte in seiner „Führung“ einen tollen Wasserfall, da wäre ich wohl selbst nicht vorbei gelaufen. Anschließend lief er zielstrebig auf eine Kuhwiese zu, wo mir etwas mullmig wurde…

Kühe und Hunde…schwieriiig. Aber diese Kühe und der Hund kannten sich und so blieb alles ohne böse Zwischenfälle.

Zurück am Ausgangspunkt verabschiedete sich Pulla mit einer letzten Streicheleinheit und lief wieder Richtung Häuser. Was ein zauberhafter Hund.

Die etwas zu steilen Klippen

Vom Leuchturm in Ponta do Pargo führt ein wundervoller Weg entlang der Küste (Route 17 Wandern auf Madeira). Viel umworben gibt es hier auch einen Weg der 300 Meter in die Tiefe, auf scharfen Serpentinen und entlang der Klippe auf Felsen, Geröll und einigen alten Holzbrettern führt. Ich wollte mir diesen Weg ansehen. Dabei blieb es aber auch. Ich schätzte den Weg als zu gefährlich ein und kehrte dann um, um eine Alternative zu suchen. Ein bisschen risikofreudig bin ich ja, aber ich wollte nun wirklich nicht auf dem Geröll rutschend in die Tiefe stürzen. Es ist immer gut seine Grenzen zu kennen, das hilft bekanntlich auch im Alltag. 

Pico, Pico, Pico

Es war wieder „Pico-Zeit“! Die Sonnentage waren ausreichend, der Schnee zu Teil geschmolzen, das Wetter gut und so sollte es hoch hinaus in die Berge gehen. Auf dem Programm standen unter anderem der Pico Ruivo do Paul (Route 13) und natürlich auch die höchsten Berge Pico de Arieiro und der Pico de Ruivo (Route 20 und 21). Zudem standen noch weitere Rundwege in den höheren Lagen auf dem Programm.

Für den kleinen Pico Ruivo do Paul hatte ich nur eine Stunde angesetzt. Wenig Höhenmeter, wenig Strecke. Also eigentlich ein morgendlicher „Starter“. Aber da habe ich die Rechnung ohne die Wegbeschaffenheit gemacht! Der Aufstieg war noch einfach und gut ausgebaut, da ich aber nie den gleichen Weg zurücklaufe n möchte und hier ja Rundwanderwege aufführen wollte, ging es einen anderen Weg hinunter. Leider war man hier mit der Wegpflege sehr nachlässig und so kämpfte ich mich durch meterhohes Dornenbuschwerk. Aus der kleinen Runde wurde dann ein anstrengendes, schmerzhaftes und langwieriges Unterfangen. Ich hoffe, dass der Weg bald wieder freigelegt wird, er ist nämlich an sich wunderschön. 

Dagegen waren dann die anderen Berge fast angenehm. Klar, viel mehr Höhenmeter, Treppen und mehr Strecke, aber die Wege waren super ausgebaut. Fast zu gut. Nur noch wenig Schnee säumte den Weg und machte es hin und wieder rutschig. Ab einer gewissen Höhe hat man auf Madeira eigentlich immer die Garantie einen tollen Ausblick zu erhaschen. Ich liebe es ja einfach die Wolken unter mir zu sehen. Auf der Spitze des höchsten Berges, dem Pico Ruivo, traf ich dann auch noch auf eine kleine Gipfelkatze. Ich hoffe sie hat ansonsten ein schönes Zuhause und hat auch nur einen kleinen Ausflug gemacht.

Delfine in Sicht

Mit dem Touranbieter „Lobosonda“ ging es hinaus auf das Meer, um mit etwas Glück ein paar Meeresbewohner zu finden. Tatsächlich hatten wir Glück! Es dauerte nicht lange bis eine Gruppe Delfine direkt auf das Boot zusteuerte. Sie vergnügten sich im Wasser, suchten die Nähe zum Boot und vollzogen ein paar tolle Sprünge. Dabei konnten wir zwei verschiedene Delfinarten ausmachen. Eine große Gruppe Fleckendelfine und mehrere Gruppen der Großen Tümmler. Die Wahrscheinlichkeit Delfine zu sichten ist rund um Madeira relativ groß, auch Schnabelwale, der Pottwal und Bartenwale tummeln sich gerne in den Gewässern, diese aber eher im Sommer oder Herbst.

Die Tour mit Lobosonda hat mir gut gefallen, denn zum einen konnten die Guides einiges an Wissen vermitteln und zum anderen wurden die Tiere hier nicht „verfolgt“ sondern sie kamen von sich aus zum Boot und wurden bei Rückzug dann auch in Ruhe gelassen.

Eine Bootstour lohnt sich aber nicht nur, um die wundervollen Meeressäuger zu bewundern sondern auch die Insel vom Meer aus.

Die Klassischen Levadatouren

Natürlich mussten es auch die Klassiker sein! Man kommt auch gar nicht an ihnen vorbei, denn die Levadas sind auf Madeira einfach überall. Manch einer der Wasserkanäle führt einen gut ausgebauten Wanderweg neben sich, andere hingegen steile Abhänge und Gestrüpp. Man kann sich aber darauf verlassen, dass zumindest die beliebtesten Levadawege gut gepflegt werden. Meine Favoriten, der gepflegten Levadawege waren die Levada Nova und die Levada do Moinho als Rundweg (Route 18), die Levada do Norte insbesondere am PR 17 (Route 12) und die Levada do Rei (Route 24). Aus den Levadatouren Rundwege zu machen ist gar nicht so leicht. Daher gibt es wahrscheinlich auch nur wenig offizielle Rundwege.

Etwas unbekanntere Levadawege können hingegen eine echte Herausforderung darstellen. So wollte ich vom südlichen Teil der „Levada do Norte“ auf eine andere Levada wechseln, schlug mich durch ziemlich viel Gestrüpp und endete dann an einem mit Dornen bewachsenen Steilhang. „Halllooo Frustrationstoleranz!“ Da geht man viele Kilometer, braucht dann 2 Stunden für etwas Gestrüpp, um dann festzustellen, dass das Gestrüpp immer dichter wird. Mit dreckigen und blutigen Beinen ging es dann auf gleichem Weg zurück. „Grrrr….“. Diese Route wurde also aus den Aufzeichnungen gestrichen, denn es sah so aus, als ob hier seit Jahren niemand mehr lang gelaufen war. Aber immerhin hüpften zwei frisch geborene Ziegen durch die Hecken, ein kleiner Stimmungsbonus.

Ich habe alle meine Touren aufgezeichnet und im Bericht „Wandern auf Madeira“ zusammengestellt. Auf meinem YouTube – Kanal finden sich auch die passenden Videos zu den Routen. Mehr Informationen und Ausflugsziele findest du in dem Bericht „Madeira- Hinter den Kulissen des Massentourismus“.

Ich lege nun erstmal ein paar Tage die Füße hoch und genieße die Sonne, das Meer und das Leben.

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