Einmal Inselquerung – Unterwegs auf dem Korfu-Trail

Ich bin zum ersten Mal auf Korfu, zum ersten Mal in Griechenland. Bisher hat es mich nicht sonderlich gereizt. Durch einige Recherchen stieß ich dann auf den Korfu Trail und war mir klar: „Den muss ich machen!“

Quer über die Insel, nicht gut markiert aber eine tolle Herausforderung für meine freien Tage über Ostern.

Menschenmassen und Pauschalurlauber schrecken mich meist ab, daher ist der Zeitpunkt in der Nebensaison gut gewählt und ich mache mich auf Korfu zu Fuß zu durchqueren.

Kavos

Mein Weg auf dem Korfu Trail startet in der südlich liegenden Stadt Kavos, die im Frühling einer Geisterstadt gleicht. Ausgeräumte Bars, Discotheken und Striplokale lassen erahnen, dass es hier im Sommer wild zugeht. Der Partyort ist dann insbesondere bei Engländer sehr beliebt, die sich tagsüber sonnen und am Abend heftig feiern. Kavos, der Ballermann Korfus. Zum Glück bin ich fast alleine dort.

Lefkimmi

Eine Nacht in einer Stadt, die wirkt wie aus einem Apokalypse Film, reicht aus. Hoch motiviert wache ich auf und erwarte für meine erste Etappe Regen und noch mehr Regen. Schnell wird mir klar, trotz guter Ausrüstung fällt diese Etappe ins Wasser, denn der eigentliche Weg nach Lefkimmi ist unpassierbar, kniehoch verschlammt und gefährlich rutschig.

Das schlimmste was passieren kann tritt ein, ich laufe missmutig und triefend auf der Straße weiter Richtung Lefkimmi, verpasse die wundervollen Aussichten an der südlichsten Spitze Korfus inklusive Klosterruine und traumhaften Strand.

Morgen wird alles besser. Zumindest habe ich Zeit mir den Ort Lefkimmi gründlich anzusehen. Die Ursprünglichkeit und der Charme des überzeugen mich und ich genieße den Abend am Kanal der durch den Ort führt.

Glücklicherweise gelingt es mir auf der 2. Etappe meine Freude für den Korfu Trail zurück zu gewinnen. Endlich Olivenhaine, endlich Aussichten, endlich Natur, endlich mysteriöse Wegkennzeichnungen und endlich ein zum knuddeln aussehender Straßenhund, den ich gerne für immer mitgenommen hätte. 

Auf der 2. Etappe quere ich die Insel von Ost nach West. Zunehmend werden umwerfende Blicke auf das Meer möglich, bis man hinunter zum goldenen Sandstrand läuft. Kaum Menschen bewegen sich in der Nebensaison auf diesem Strandabschnitt zwischen Meer und steil aufragenden Sandsteinen.

Die Schönheit dieses Fleckchens hilft mir die letzten 5 Kilometer über Felsen zu klettern und durch den Sand zu stapfen an Santa Barbara vorbei bis nach Agios Georgios.

Vor mir liegen heute nur 17 Kilometer, entlang des Strandes, Über Dünen hinweg, an einer Lagune vorbei, hinauf bis auf die ersten Berge. Hätte ich ein Zelt dabei, würde ich definitiv in der Dünenlandschaft übernachten. Einen so ruhigen Platz mit so vielen Verstecken habe ich selten gesehen. Man kann sich hier übrigens auch prima verlaufen.

Schilder und Wegkennzeichnungen habe ich hier nicht gefunden, vielleicht war ich aber auch einfach nur zu abgelenkt von der Landschaft. Verlaufen ist das Schlagwort auf dieser Etappe. Ich komme so oft vom Weg ab, dass ich am Ende des Tages locker 6 Kilometer mehr gelaufen bin.  Hinter Alonaki Beach zeigt ein Schild (Hey, endlich ein Schild) auf einer Asphaltstraße nach Links, weiter entlang der Küste, die Straße ist jedoch aufgrund eines Erdrutsches nicht mehr passierbar.

Am Strand vor Paramonas

Wie wundervoll es ist, als ich im kleinen Ort Paramonas ankomme und im Garten der Pension unter Zitronenbäumen einen Kaffee trinken kann.

Der nächste Tag mit 1000hm Aufstieg und 600hm Abstieg auf einer Strecke von 19km hat es in sich. Das wird mir auf der Hälfte der Strecke klar.

Die Etappe führt durch den kleinen Ort Strongili, der mit Cafés und einem Supermarkt noch einmal eine Stärkung vor einem weiteren Anstieg möglich macht. Die Strecke ist kräftezehrend und bietet nur selten schattige Abschnitte. Aufgrund der Ausblicke, der vielen Schafe, Ziegen und Esel am Wegesrand, ist sie für mich aber unvergesslich.

Immer wieder treffe ich auf alte Autowracks, teilweise sind sie schon zugewuchert, teilweise findet sich auch Wegmarkierungen auf ihnen. In Sachen Müllproblematik hat sich auf Korfu schon einiges getan, trotzdem bleibt der Umgang mit der Abfallentsorgung täglicher Begleiter in meinem Bewusstsein.

Die Schönwetterzeit nimmt wieder ein Ende, von Ano Garouna geht es im Regen hinauf zum Kloster Pandokrator. Hier harre ich aus und warte das Gewitter über mir ab, immer wieder mit dem Gedanken, ob dieses Gebäude, welches der höchste Punkt im Umkreis ist, denn überhaupt einen Blitzableiter hat. Prinzipiell gehört es nicht zu meinen besten Gefühlen, sich bei einem Gewitter auf der Spitze eines Berges zu befinden. Zu Glück dauert das Unwetter nicht allzu lange und ich mache mich auf den rutschigen Weg abwärts.

Der Weg ist gefühlt sehr lang, vielleicht liegt es am Regen. Doch ich wünschte ich hätte meine Etappe bereits im touristischen Ort Pelekas enden lassen. Aber stattdessen geht es für mich noch etwa 5 Kilometer weiter in den Badeort Glyfada. Wenig praktisch geplant, da Glyfada nicht direkt am Weg liegt, jedoch will ich meinen Geburtstag am Strand feiern und laufe daher gerne ein paar extra Serpentinen abwärts.

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