Madeira – Hinter den Kulissen des Massentourismus

Madeira, die Insel der Blumen und Seefahrt

Madeira, die Insel des ewigen Frühlings, der Blumen und das letzte Festland vor dem offenen Atlantik. „Madeira“ bedeutet Holz, denn bei ihrer Entdeckung im 15. Jahrhundert war die kleine, äußerst fruchtbare Insel komplett mit Wald bedeckt.

Madeiras perfekte Lage im Atlantik machte die kleine portugiesische Insel für die Schifffahrt interessant und so landeten schon früh Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Funchal an. Heute ist sie primäre Anlaufstelle im Rahmen der Atlantikkreuzfahrt und der Atlantikquerung von kleineren Segelschiffen. Dem Hafen von Funchal wurde also schon immer eine große Bedeutung im Handel zugeschrieben und blieb auch von der Piraterie nicht verschont. An diese Zeit erinnert, neben den großen Häfen und küstennahen Bauten auch der Nachbau der „Santa Maria“, dem Flaggschiff von Christoph Columbus. Der Nachbau lädt heute Touristen zur originalgetreuen Segeltour auf den Atlantik ein (35€/p.P./2021)

Während meines Aufenthaltes befand sich der Nachbau des weltberühmten Schiffes des Holländers Robert Wijntje gerade im Hafen von Canichal. Auch sonst war es erstaunlich ruhig auf der See. Tagestouristen, die mit Reisebussen die Insel erkunden, um dann auf ihr Schiff zurückzukehren, fehlten. Fluch und Segen stehen sich hier direkt gegenüber.

Die großen Hotelanlagen, die sonst mir All-Inklusive Angeboten lockten, schienen ausgestorben. Volle Strände, Bars und Stadtleben, all das bot Funchal in jeder normalen Saison. Doch manifestierte sich mit der Zeit auch eine andere Seite des Tourismus.

Natur, Ruhe, Ökotourismus. Immer mehr entwickelt sich die Blumeninsel zum Liebling für Wanderer und Naturliebhaber. Dies kommt der Insel gerade in Zeiten des Coronavirus zu Gute.

Wanderwege werden zunehmend ausgebaut, Trailrunningstrecken entwickelt, Wassersportanbieter und Actionsportanbieter etabliert. Ein großer Teil der Insel steht unter Naturschutz. Dies gilt für die seltenen Lorbeerwälder im Landesinneren genauso, wie für die artenreichen und fischreichen Gewässer. Und dennoch steht der Massentourismus und damit die Wirtschaftlichkeit der Insel immer wieder im Konflikt mit den ökologischen Ambitionen der Insel.

Unterwegs auf der Insel

Auto oder Bus?

Die gängigste und praktischste Möglichkeit die Insel zu erkunden ist das Mieten eines Autos. Die Anzahl der zu mietenden Elektrofahrzeuge nimmt dabei stetig zu. Mietfahrzeuge gibt es in vielfältiger Angebotsform am Flughafen. Es gibt einige gut ausgebaute Straßen und Tunnel, insbesondere der Süden der Insel weist eine gute Infrastruktur auf. Wer in die Berge möchte oder den Norden erkunden will, sollte gute Fahrernerven haben. Steile Straßen, enge Kurven. Wenn dann noch ein LKW entgegen kommt und die Kurve gerade wieder keine Leitplanke hat, kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Wobei das Fahren in der Stadt Funchal für mich anstrengender war.

In den Städten, wie Funchal oder Santa Cruz und dem südlichen Teil der Insel ist das Busnetz dabei schon gut ausgebaut, um die Straßen zu entlasten. Dabei wird im Stadtkern Funchals die ökologische „Linha Eco“ eingesetzt. Eine Übersicht der Fahrpläne und Buslinien in und um Funchal findet man hier. Informationen zu Überland- und Regionalfahrten kann man auf der Seite der Busgesellschaften Rodoeste und Sam einsehen. Touristische Highlights und viele größere Orte werden durch das Busnetz abgedeckt, will man aber spezielle Wanderungen abseits der wenigen markierten PR-Wege machen, wird es hier schon schwieriger. Zudem sind viele der markierten Wanderwege Streckentouren (oder man läuft den gleichen Weg zurück). Dadurch wird es zum Glücksspiel, die eher selten fahrenden Buslinien abzupassen.

Zu Fuss über die Insel

Auf Madeira gibt es bisher keine durchgängige Markierung für einen Inselquerung oder Umrundung. Dennoch ist es möglich, indem man verschiedene Levadawege miteinander kombiniert oder einen eigenen Weg zusammenstellt. Für eine Ost-West Querung bietet sich die Strecke des Madeira Island Ultra Trails (MIUT) als Grundlage an. Über das Zentralmassiv verläuft die 115 Kilometer lange Strecke von der nordwestlich gelegenen Stadt Porto Moniz bis in nach Machico im Südosten (ca.8000hm). Ich habe die Strecke ergänzt und geplant, weitere Informationen findest du dazu im Artikel „Wandern auf Madeira“. Es gibt auch zahlreiche Anbieter, die eine solche Wanderung inklusive Unterkünfte und Gepäcktransport organisieren.

Outdooraktivitäten auf Madeira

Auf dem Festland wie auch auf dem Wasser bieten sich vielfältige Möglichkeiten sich in der Natur zu bewegen und die Schönheit der Insel zu bewundern. Das ganze Jahr über herrschen angenehme Lufttemperaturen um die 20 Grad. Von März bis Oktober sieht man zwar häufiger die Sonne und die Strände sind voller, doch auch in der feuchteren Jahreshälfte lässt es sich wunderbar draußen aushalten.

Auf dem Land oder in den Bergen

Dem Wandern auf Madeira habe ich einen eigenen Bericht gewidmet, denn das ist mein persönlicher Hauptgrund für den Besuch dieser Insel.

Natürlich kann man hier auch andere tolle Sportarten, wie zum Beispiel Canyoning, Klettern, Mountainbike fahren und Paragliding ausüben oder wer es ruhiger mag spielt Golf oder nimmt an einer der Tierbeobachtungstouren oder Jeep Rundfahrten teil. Madeira ist auf alle Fälle auch ein Trailrunning Hotspot. Ich ziehe definitiv meinen Hut vor der Leistung der Läuferinnen und Läufer auf diesen extrem steilen Wegen. Aus meiner eigenen Recherche konnte ich einige Tourenanbieter zusammenstellen. Hier besteht natürlich kein Anspruch auf Vollständigkeit.

OutdoortourenAnbieter und persönliche Guides

LOKOLOKO (großer Anbieter von Schnorcheln, Tauchen, Canyoning, Kajak bis zu Wanderungen und Moutainbike Touren)

MADEIRA WITH LINDA (Privat Guide Linda organisiert Ausflüge an Land und auf dem Wasser)

EXPLORENATURE (Wandern und Trailrun)

HITTHEROADMADEIRA (Jeeptouren und Wandern)

MADERIAADVENTUREKINGDOM (Wandern, Canyoning, Jeep und Bootstouren)

TRAVEL WITH US (Toruistische Tagesausflüge, Wandern, Canyoning, Bootstouren, Jeeptouren…)

AROUNDFREEDOM (Surfen, SUP, Trekking)

LIDO TOURS (Wandern, Boot- und Jeeptouren, Tagestouren)

MB TOURS

FREERIDE MADEIRA (Moutnainbike Touren)

EPICMADEIRA (Mountainbike Touren, Canyoning)

DISCOVERISLANDMADEIRA (Canyoning, Klettern, Mountainbike, Coasteering Tour, Kajak und Jeep Touren)

HARMONY IN NATURE (Canyoning, Coasteering, Klettern)

Birds & Company (Vogelbeobachtungstouren)

Auf, am und im Wasser

Neben den zahlreichen Steilküsten, an denen man die Wellen laut brechen hört, gibt es auf Madeira auch einige Strände. Hauptsächlich bestehen sie aus gröberen Vulkangestein. Man findet aber auch feinere Steinstrände und vier künstlich angelegte Sandstrände. An den künstlich angelegten Badestränden ist das Baden im Meer auch fast sicher möglich. Die Strände befinden sich beim Yachthafen von Calheta, in Machico, bei Ponta de São Lourenço (Prainha) und im kleinen Ort Seixal an der Nordküste (siehe Karte unten).

Wellenbrecher sorgen dafür, dass gefährliche Strömungen nicht zu nah an die Küste kommen. An allen anderen Stränden sollte man jedoch sehr vorsichtig sein. Hohe Wellen und versteckte Strömungen machen das Schwimmen hier gefährlich. Allerdings geht es an den Steinstränden meist ruhiger zu und man kann das Meer ganz für sich alleine genießen. Die offiziellen Kiesstrände findest du hier. Madeira bietet auch einige Schwimmbäder und Naturschwimmbereiche, auf der Seite des Tourismusbüros gibt es dazu eine Übersicht inkl. Ausstattung.

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Madeiras Sandstrände
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Wer sich auf das Wasser hinaus wagen möchte, findet auch hier zahlreiche Möglichkeiten. Einige Agenturen bieten Wal- und Delfinbeobachtungen mit einem Schnellboot oder einem alten Fischerboot an. Selbst Tauch- und Schnorcheltouren mit wilden Delfinen sind möglich. Aus meiner eigenen Recherche heraus, habe ich die unten aufgeführten Anbieter gefunden.

tauchen und Schnorcheln

SCORPIO MADEIRA (Schnorcheln, Tauchen, Wal-und Delfinbeobachtungen)

MANTA DIVING (Schnorcheln und Tauchen)

PORTO SANTO SUB (Schnorcheln, Tauchen, Kayak und SUP)

PORTO SANTO DESTINATION TOURS (Schnorcheln, Kajak, Piraten Tour)

FOCUS NATURA (Schnorcheln und Tauchen)

LOKOLOKO (großer Anbieter von Schnorcheln, Tauchen, Canyoning, Kajak bis zu Wanderungen und Moutainbike Touren)

MADEIRA DIVING CENTER (Tauchen)

MADEIRA WITH LINDA (Privat Guide Linda organisiert Ausflüge an Land und auf dem Wasser)

Surfen Lernen/Verleih, KAjak und SUP

LOKOLOKO (großer Anbieter von Schnorcheln, Tauchen, Canyoning, Kajak , Windsurfen bis zu Wanderungen und Moutainbike Touren)

AROUNDFREEDOM (Surfen, SUP, Trekking)

MADEIRAEXPIRIENCEDTOURS (Surfen, SUP, Quad, Klettern, Canyoning, Mountainbike Touren)

CLUBE NAVAL DO SEIXAL (Kajak und SUP)

MW MADEIRA WATER SPORTS (Jet Ski, Flyboard)

Leben und Wohnen auf der Insel

Hotel oder Landhaus?

Madeira bietet eine große Vielfalt an verschiedensten Unterkünften. Vom Spa-Hotel mit eigenem Zugang zum Meer, den klassischen Hotels, Ferienhäusern und Ferienwohnungen, bis hin zu alten Farmen und Landhäusern die mit Agrotourismus punkten können. Wer es eher ländlich mag, wird eine geeignete Unterkunft in den Bergen und an der Nordküste der Insel finden. Große Hotelkomplexe hingegen findet man an der Süd- und Ostküste.

Von All- Inklusive bis zu eigenen Landhausdomizilen. Jeder wird auf Madeira wohl fündig werden. Bei mir persönlich steht eher immer der ländliche Lebensstil auf der Planungsliste, große Hotelanlagen buche ich so gut wie nie. Unterkünfte findet man natürlich über die gängigen Buchungsportale im Internet. Im Winterhalbjahr ist Madeira weniger besucht als im Sommer, daher ist hier eine spontanere Buchung besser möglich. Idealerweise sucht man sich eine Unterkunft im zentralen Norden oder Süden der Insel, so kann man am Besten mit dem Mietwagen zügig in alle Ecken der Insel kommen. Denn obwohl die Distanzen kurz sind, benötigt es doch einige Zeit bis man auf den kurvigen und engen Straßen sein Ziel erreicht.

Während meiner Zeit auf Madeira habe ich vier verschiedene Unterkünfte genutzt. Diese habe ich relativ spontan von einem Tag auf den anderen gebucht und mich ein wenig an meinen geplanten Wandertouren orientiert, um die Anfahrt kurz zu halten. Ich kann alle von mir besuchten Unterkünfte absolut empfehlen, natürlich nur für Menschen, die gerne etwas abseits wohnen möchten und Ruhe mögen.

Campingplätze und Wildzelten

Das Wildzelten ist auf Madeira, wie auch in ganz Portugal strengstens verboten und wird häufig kontrolliert und mit hohen Bußgeldern bestraft. Trotzdem gibt es auf Madeira eine Möglichkeit, wie man es auf legalem Weg schaffen kann sein Zelt in der Wildnis aufzuschlagen. Hierfür muss man leider ein paar bürokratische Hürden nehmen, aber insgesamt hat sich die Vorgehensweise durch den Internetauftritt des Landwirtschafts- und Umweltamtes Madeiras vereinfacht. Es lässt sich über die Seite eine Genehmigung für die unterschiedlichen Regionen Madeiras einholen. Dabei ist die Anzahl der zu genehmigenden Plätze begrenzt. Daher sollte man rechtzeitig buchen, sofern man in der Hauptsaison unterwegs ist. Zunächst muss man sich auf der Seite registrieren und kann dann das Datum und die Region auswählen. Die genaue Vorgehensweise kann man sich in diesem YouTube Video ansehen. Bei erfolgreicher Buchung gibt es eine Bestätigung per Mail, die man im Fall der Fälle vorweisen muss.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit Campingplätze zu nutzen. Die Anzahl ist auf Madeira jedoch begrenzt. Eine Übersicht der Campingplätze findest du hier. Wie immer gilt natürlich beim Zelten wie auch bei einfachen Spaziergängen: 

„Take nothing but pictures leave nothing but footprints“.

Madeira in Zeiten von Corona

Madeira war lange Zeit weniger vom Coronavirus betroffen. Die Regierung der Autonomen Region hat früh ein gutes Testsystem etabliert und den Tourismus bzgl. einer möglichst sicheren Umsetzung eingeschworen. So kann man die App „Safe to Discover“ nutzen oder sich auf der offiziellen Website informieren. Unterkünfte und Agenturen können mit speziellen Maßnahmen das Siegel „Clean and Safe“ erhalten. Einreisen kann man nur mit zuvor durchgeführten negativem Test oder man lässt sich bei Einreise testen und begibt sich dann in Quarantäne bis ein negatives Testergebnis vorliegt.

Seit Mitte Januar gehört Madeira nun auch zu den Hochrisikogebieten. Eine Rückreise nach Deutschland ist nur mit negativem Testergebnis möglich. Anschließend muss ein weiterer Test in Deutschland durchgeführt werden und die Quarantäne von 10 Tagen eingehalten werden.

Auf Madeira trägt die Bevölkerung sowie Touristen ganz selbstverständlich eine Maske im öffentlichen Raum, also auch in Ortschaften und Städten an der frischen Luft. In Supermärkten und anderen öffentlichen Einrichtungen sowie vor einer touristischen Tour wird bei allen Personen die Körpertemperatur gemessen.

Wie es weiter geht kann natürlich keiner sagen. Die Bevölkerung hier ist stark vom Tourismus abhängig und hofft natürlich auf eine schnelle Besserung der Situation, wie auch der Rest der Welt.

Touristische „Hot Spots“ – Das muss wohl jeder sehen wollen

Ausgangspunkt für viele Touristen ist die Hauptstadt Funchal. Hier finden sich die meisten Unterkünfte und viele kulturelle Sehenswürdigkeiten der Insel. Ausserdem gibt es in der Stadt eine Vielzahl an Botanischen Gärten und Parkanlagen wie der „Monte Palace Tropical Garden“ oder der „Jardim Botânico da Madeira„. In der Altstadt Funchals rund um die Markthalle oder im Stadtgebiet Monte mit seiner Seilbahn, trifft man wohl auf die meisten Touristen. Eine Fahrt mit den „Carreiros do Monte“, den bekannten Korbschlitten ist insbesondere für Kinder ein großer Spaß.

In der Altstadt kann man die älteste Kirche Madeiras bestaunen oder am Palast São Lourenço oder der Fortaleza de São Tiago in die Geschichte der Piraterie eintauchen. In Funchal finden sich auch die meisten Museen der Insel, so das Museum für sakrale Kunst, das Elektrizitätsmuseum, das Zuckermuseum, das Kunstmuseum Quinta das Cruzes und für alle Fußballliebhaber das Museu CR7, zu Ehren des Fußballspielers Cristiano Ronaldo.

Neben der Hauptstadt werden bei einer klassischen Inseltour aber auch andere Hauptattraktionen von Mietwagenreisenden angesteuert. Ich habe die „Top- Attraktionen“ in der Karte unten markiert. Ich selbst habe aber nur wenige der vermarkteten Attraktionen besucht. Zum Beispiel die alten Häuser in Santana.

Mein Fazit dazu:

Kann man mal angucken. Die Tatsache, dass aber alles super touristisch und kitschig ist, mit Verkaufsständen überseht und mit Parkhäusern zugebaut, schreckt mich persönlich eher ab. Ich suche liebe alte Steinhäuser in den verlassenen Regionen der Insel, das wirkt auf mich etwas authentischer. Begibt man sich auf eine Wanderung rund um Santana, findet man die gleichen Häuser in ruhigerer Lage und ohne kitschige Weihnachtsdeko und Touristenbuden.

Meine Highlights

In der Karte unten habe ich einige der traditionellen Sehenswürdigkeiten markiert. Zudem habe ich meine persönlichen Highlights ergänzt, die sich oftmals eher auf Naturschauspiele beziehen. Auf den Besuch von Museen und anderen Indooraktivitäten habe ich aufgrund der Corona-Pandemie verzichtet. Da ich noch unterwegs bin, werde ich die Karte noch weiter ergänzen.

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