Die Tücken mit dem Rücken

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Von der Donau über die Alpen an die Adria - Einblicke in die Tour Teil 3
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hinein ins Gebirge

ging es für mich, nachdem ich Salzburg verlassen hatte. Eine Pause hatte ich eingeplant und mehr als nötig. Ein Arztbesuch musste her und ein paar Tage raus aus dem Rhythmus – früh aufstehen – Rucksack packen – gehen – ankommen – duschen und waschen – essen – schlafen – und von vorne.

Über Wiesen und Weiden

Über Berchtesgarden ging es nach Ramsau, durch das Klausbachtal vom Hintersee zum Hirschbichl, durch die Seisenbergklamm bis nach Weißbach bei Lofer. Eine unfassbar schöne Region, die ich in der aktuellen Verfassung leider nicht genug genießen konnte.

Blick auf den Hintersee

Mich begleitete eine Angst vor den Nächten und den Morgenden. Ein Moment, an dem ich immer wieder merkte, dass es so nicht weiter gehen kann. Meine Schmerzen waren, ich nenne es mal…. massiv. Bevor ich überhaupt zum Frühstück gehen konnte, musste ich 2 Stunden zuvor versuchen aufzustehen, damit ich dann in der Lage war halbwegs auf dem Stuhl zu sitzen. Das Anziehen kostete mich enorme Anstrengung und Zeit. Trotzdem schleppte ich mich im Schneckentempo voran. Immer dieser Ehrgeiz…

Durch den Wald am Hintersee

Und so traf ich die Entscheidung eine Pause allein wird nicht helfen und kontaktierte endlich einen Arzt im nahegelegenen Saalfelden.

Pause, Infusionen und Tagestouren

bestimmten dann für 5 Tage meinen Alltag. Ich erschien regelmäßig beim Arzt, wurde vom größten Schmerz erlöst und mit Medikamenten versorgt. Meine Muskulatur war nicht mehr in der Lage „loszulassen“. Der Rücken komplett verkrampft. Zudem schmückten Blutergüsse, von den Versuchen meine Probleme mit der Blockroll zu lösen, meinen Rücken.

Freude, mir wird geholfen

Ich bemühte mich um Erforschung der Ursachen und probierte vieles aus. Ich lies meinen Rücken in Ruhe und fokussierte mich auf Regionen unterhalb und oberhalb des Problems. Ich kontrollierte jede Bewegung, jeden Schritt, jede Haltung beim Sitzen, Stehen, Gehen und konnte potenzielle Auslöser ausmachen. So hoffte ich zumindest.

Die Berchtesgardnener Alpen

Die Tour durch das steinernde Meer über das Ingolstädter– und Riemannshaus musste ich aus genannten Gründen streichen. Gewitter, Nebel und Regen hätten diese hohe Region aber sowieso ausgeschlossen. Erreicht man Höhen von über 2000m sollte man in unwegsamen Gelände niemals Kompromisse eingehen. Mit Ausnahme man ist Profi-Bergsteiger. Ich bin ja nur Fernwanderin.

Wetterumschwünge

Ich ließ meinen Rucksack in meiner Unterkunft in Maria Alm und schnappte mir meinen Daypack. Verschiedene Tagestouren verschönerten mir die Zeit. Dabei erhöhte ich den Anspruch mit zunehmender Erholung und versuchte herrauszufinden, in welchem körperlichen Zustand ich mich nun aktuell befand und ab wann ich mir den weiteren Weg zumuten konnte.

Da braut sich was zusammen

Die Region Hochkönig

hat mir sehr gut gefallen. Es gab zahlreiche Routen aber auch ein vielfältiges Alternativprogramm. Ein Wanderbus brachte mich zu meinen Ausgangspunkten und holte mich an mysteriösen Stellen wieder ab. Zumindest meist. So kam ich von meiner längsten Tour entlang des Hochkönigs, eigentlich pünktlich, den Berg hinunter gestiefelt, als ich auf der Straße unterhalb von mir den Bus anbrausen sah. „Der ist viel zu früh“, schrie ich und rannte die holprige Piste hinunter. Winkend mit meinen Wanderstöcken, versuchte ich die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Junky Style ( Die Blutergüsse sind vom Rucksack auf- und absetzen, ich habe mich nicht geprügelt)

Der Fahrer, er winkte zurück und fuhr weiter. „Verdammter Mist“, schrie ich. Zumindest sollte hier ein weiterer Bus in 60 Minuten vorbei kommen. Also hieß es warten. 

Eine Stunde später kam tatsächlich ein Bus, nur fuhr dieser nicht mehr zurück nach Maria Alm. Ich schien etwas hilflos, hatte ich doch kaum Netz und keine Ahnung.

Auf 1850m bei Sonne

Der Busfahrer erkannte meine Not und bat mich im Bus sitzen zu bleiben. Er brachte mich zu einem Wohnhaus, wo sonst nichts war.
„Was hat der Typ vor?“

Er bat mich nun auszusteigen und bei dem Haus zu klingeln, dort würde man mir weiterhelfen.

Bei mir : Kopfkino! Auf ganz böse Weise. 

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Doch wohnte in dem Haus ein Taxifahrer, das wurde mir dann nach meinem schüchternen Klingeln und der Bitte um Hilfe durch die Freisprecheinrichtung klar. Der Taxifahrer bat mich herein, aß noch sein Brötchen auf und brachte mich wohlbehalten zurück nach Maria Alm. Hier passt wohl genau dieser Satz: „Alles gut!!“

Ferne

Es regnete und gewitterte oft während meines Aufenthalts am Hochkönig, meist aber erst gegen Nachmittag. Ich sah Hubschrauber kreisen und hörte von der vermissten Wanderin, die seit Tagen gesucht wird. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter und ich war froh, nicht bei diesem Gewitter in den höheren Lagen unterwegs zu sein. Ich hoffte darauf, dass man die Frau bald findet.

Wald


„Abstürze in den Bergen passieren hier häufiger“, klärte mich meine Vermieterin auf. „Geh es ruhig an und meide die Berge bei Nebel“.
Irgendwie war ich froh, dass ich diese sehr anspruchsvolle Teilstrecke unter den Bedingungen auslassen konnte.

Blick zurück

Den letzten Tag genoss ich im Day Spa eines naheliegenden Hotels. Thermen waren bei dem Wetter natürlich ausgebucht. So hatte ich den Spa Bereich im Hotel für viele Stunden für mich und nur vereinzelte Gäste kamen am Nachmittag dazu.

Erholung nur für mich

Den Besuch der Lambrechtshöhle und der Vorderkaserklamm musste ich streichen, da die Höhle durch die andauernden Regenfälle geflutet wurde.

Mit einem letzten Artztbesuch und einer deftigen Rechnung machte ich mich dann auf den Weg nach Zell am See, um wieder in Gang zu kommen und das luxuriöse Schlafen hinter mir zu lassen. Die Jugendherberge dort erfreute mich aber dennoch.

Von Zell am See/ Kaprun ging es dann Richtung Heiligenblut. Hier beginnt nun der Alpe Adria Trail für mich, hoch oben am Franz-Josef Kreuz bis nach Triest in Italien.

Ich freue mich auf den Weg und trotzdem begleiten mich weiterhin die Gedanken um meinen Rücken und meine körperliche Ausdauer. Mental bin ich der Sache gewachsen, da kann ich mich 100%ig auf mich verlassen und das ist schon mal gut!

Blick auf Zell am See

Und sollte es doch wiedermal Tiefpunkte geben und die wird es geben, gibt es Musik auf die Ohren und die Stimmung steigt bestimmt. Ich habe ja zum Glück keinen Zeitdruck, auch wenn das immer noch ein seltsam ungewohntes Gefühl ist.

kleines Gipfelkreuz; 1732Hm

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