DIe ersten Schritte auf dem Alpe Adria Trail

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Von der Donau über die Alpen an die Adria - Einblicke in die Tour Teil 4
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Auf dem Alpe Adria Trail

laufe ich nun seit ein paar Tagen. Der Weg ist relativ gut markiert und führt von der Kaiser- Franz- Josefs-Höhe am Großglockner bis nach Triest in Italien. Ich werde also nun einige Zeit auf diesem Weg verbringen und drei Länder auf  ihm queren. Insgesamt umfasst dieses Teilstück 750 Kilometer.

Gletscherstausee

Ich durfte also direkt nach meiner kleinen Auszeit mit der Königstour am Großglockner starten. Ich habe mich sehr darauf gefreut die Pasterze, den längsten und größten Gletscher Österreichs  zu sehen und entlang der Gletscherseen Richtung Heiligenblut zu laufen. Die Landschaft war atemberaubend und das Gelände anspruchsvoll. Die Größe des Gletschers erschrak mich, denn viel war davon wirklich nicht übrig geblieben. Das stimmte mich doch sehr sentimental, wenn man bedenkt, dass es dort wohl bald gar keinen Gletscher mehr im Sommer zu sehen gibt.

Gletscherblick

Rutschige Schotterfelder, große Felsen, kleine Pfade entlang von Steilkanten machten den Weg abenteuerlich und schwierig. Je offener das Gelände wurde, desto weniger ersichtlich dieWegführung.

Blick auf den Gletscher

Die meisten Menschen traf man oben an der Kaiser- Franz -Josefs – Höhe. Die Fahrt mit dem Pkw kostet den Kurzbesucher über 30 Euro auf der Glocknerstraße. Dem Trubel auf der Besucherterrasse war ich zum Glück nur kurz ausgesetzt. Begibt man sich Richtung Gletschersee sichtet man nur noch vereinzelte Personen. Einige fahren für viel Geld mit der Gletscherbahn hinunter. Zum Glück hatte ich die Ehre zu gehen, der Weg führte mich an allen spektakulären Naturschauspielen vorbei bzw. mittendurch.

Gletschersee

Rauf und runter…


ging es seitdem. Ich unterscheide hier aber klar zwischen bergauf und „steil“ bergauf. Zeitweise glaubte ich, dass meine Zehen gleich das Schienbein berühren. 

Über Felsen, teilweise mit gesicherten ausgesetzten Stellen ging es entlang von Steilhängen. Alles war mit dabei, zum Glück aber kein Steilwandklettern oder Abstürzen.

Gletscherstausee

Ich hatte nun täglich über 1200hm  zu überwinden.  Auch die nächsten Tage wird es ähnlich sein. Die aktuellen Abschnitte sind für mich anspruchsvoll, aber im eigenen Tempo machbar . Ich bin heilfroh, dass es mir um einiges besser geht. Ich bewege mich zwar immer noch vorsichtig, habe aber aktuell kaum noch Schmerzen. Das macht mich unfassbar glücklich und ich bin guter Dinge, den Weg auch weiterhin meistern zu können.

Hütte

„Umleitungen…


sind ausgeschildert“ , freute ich mich, als ich ein Schild entdeckte. „Wie nett“, dachte ich als ich freudig dem Zeichen folgte. Und so stieg ich Stufe um Stufe, Serpentine um Serpentine an die 2km den Berg hinauf. „Zum Glück muss ich hier hoch und nicht runter“, dachte ich. Denn es war, wie ein Warnschild auch ankündigte, sehr rutschig. Die letzte Kurve vor Augen ein weiteres Schild: 

„Durchgang gesperrt“ 


„Echt jetzt? Sie stellen also unten ein Schild für eine Umleitung auf, lassen mich den Berg hoch schlurfen, meine Herzfrequenz verfünffachen, um mir OBEN zu sagen, dass der Weg gesperrt ist???“

gesperrt….

Den Abstieg auf gleichem Weg begleitete ich mich mit Fluchen. Ich lachte über meine Zuversicht diese dummen Treppen ja nur hoch laufen zu müssen. Unten angekommen folgte ich dem normalen Weg, der ebenfalls hoch führte nur sanfter und länger.

Almwiesen

Ein Dejavu…


hatte ich dann beim nächsten Umleitungsschild drei Tage später. „Dieses Mal falle ich nicht darauf rein“, sprach ich mir gut zu. Ich überprüfte zur Sicherheit die Begehbarkeit auf der Homepage des Trails. „Begehbar“ nicht „begehbar mit Umleitung“. 

Früh am Morgen

So war ich dann doch recht zuversichtlich und selbstsicher, als ich mich gegen die Umleitung entschied und dem regulären Weg folgte. Das ging auch eine Zeit lang gut. Dann überstieg ich einen Baum, der den Weg blockierte. Der nächste umgekippte Baum folgte sogleich, dieser war schon etwas schwieriger zu überwinden. Unter drei weiteren Bäumen kroch ich auf allen Vieren durch den Schlamm mit meinem Rucksack auf dem Rücken hindurch. Nun, so langsam kamen dann doch Zweifel an der Entscheidung der Umleitung nicht zu folgen.

Frisches Wasser

Über einen weiteren Baum hievte ich meinen Rucksack, krabbelte selbst aber unten durch, immer den Steilhang neben mir im Blick. Dann kam das dicke Ende und der Weg war ein reinstes Trümmerfeld aus umgefallenen Bäumen, rausgerissenen Wurzeln mit wunderbaren Passagen aus loser und weggerissener Erde. Der Weg war weg.

„Klasse!“

Ein Weg mit Tücken

Zunächst kletterte ich ohne Rucksack ein Stück weiter, um mir einen Überblick zu verschaffen, dann schrie und stampfte ich wie ein Stier. Folglich kam der riskante Gedanke einfach vertikal den Hang hoch zu steigen, dies schien auf den ersten Blick weniger kompliziert. Als die Erde unter meinen Tritten bereits nach wenigen Schritten abrutschte, entschloss ich mich umzukehren. 

Vom Winde verweht

Das Ganze war so bizarr, dass ich mich lieber dafür entschied zu Lachen als weiterhin lauthals Vögel mit meinem Geschrei aufzuschrecken.

„Kein Problem! 1,5 Stunden mehr macht ja jetzt auch nichts mehr aus“, beruhigte ich mich und versuchte den Dreck von meiner Haut zu klopfen. Selbst an meiner Stirn hingen Tannennadeln und Waldameisen. „Der Sommer kommt die Sonne scheint, der Himmel ist blau“sang ich vor mich hin. Und…“der Weg ist das Ziel“, machte ich mir nochmal deutlich.

Oben im Örtchen ( drei Häuser) angekommen, lief ich Richtung Umleitungsschild, während ich von näher kommendem Gebell begleitet wurde. Und da waren sie!

Die Hofhunde…


auf die ich soo sehnsüchtig gewartet habe. Noch ein Dejavu – In Erinnerung an die Hofhunde in Spanien und Griechenland, ein Träumchen. Ich liebe Hunde über alles.

steile Waldwege

Aber nein, es waren nicht diese Hunde, die nur bellen und einen durchlassen. Ich war etwas überfordert.
Diese knurrten und bellten mich an, während sie mich so umkreisten, dass ich mit dem Rücken an der Wand stand. Ich blieb stehen, meine Stöcke fest in der Hand und redete der kläffenden Meute gut zu. Ich versuchte es mit der „Honululu – Taktik“ (Katja, ich glaub dieser Tipp kam mal von dir, danke!) Mit den weichsten Vokalen säuselte ich den Hunden ins Ohr, während ich mich Schritt für Schritt an der Wand entlang drückte. Dankend dachte ich auch an das Lehrmaterial zum Verhalten von Hunden von meiner Kollegin Franziska und unserem Schulhund, so konnte ich die Sprache der Hunde etwas besser verstehen. Ich dachte auch an das Salamibrötchen, welches ich vielleicht hätte aufheben sollen, eben für solche Momente. Nun ja, zu spät. Beim nächsten Mal hab ich definitiv eine Wurstkette am Start. 

Mein Lieblingsbild

Mit relativ viel Geduld und mit Hilfe kleiner Bewegungen schaffte ich es dann weg von der Mauer und hatte den Rücken frei. Ich bewegte mich weiterhin rückwärts den Hang hinunter (entlang der Umleitung, haha!) Irgendwann drehten die Hunde ab und ich war froh nun endlich ganz normal weitergehen zu können. Nach all den Strapazen gab es erst mal gute Hüttenkost und noch einen Apfelstrudel, ein Radler natürlich auch.

Menschen…

habe ich in den ersten beiden Tagen auch getroffen. Endlich mal wieder Wanderer mit ähnlichen Zielen. So durfte ich ein wenig  Zeit mit zwei Doktoranden verbringen. Ich war echt beeindruckt von all dem, was ich nicht mal annähernd verstehen konnte (oft ging es dabei um Physik und Mathe). Ich habe es aber immerhin versucht. Als die beiden dann aber über irgendwelche Berechnungen sprachen, schaltete ich den „Dumdidum -Modus“ ein. Vielleicht kennt den jemand aus der eigenen Schulzeit.

Die Möll

Die beiden waren hangabwärts deutlich schneller als ich und so ließ ich sie ziehen. Ich machte ihnen auch deutlich, dass sie nicht auf mich warten müssen. Das ist ein Grund, weshalb ich gerne alleine laufe. Ich kann mein eigenes Tempo laufen und so lange oder kurz brauchen, wie ich mag. Natürlich geht das auch mit eingespielten Laufreisepartnern.

Murmeltier

Auch weitere, nette Bekanntschaften konnte ich machen. Zwei Mädels aus München liefen zwar in die andere Richtung, dennoch konnten wir einen Abend mit Wein und Bier zusammen genießen. Es war auch mal wieder gut sich unter Frauen auszutauschen, da man meist nur auf Männer trifft.
Ich vermisse zwar meine liebsten Menschen um mich herum und denke oft an sie, aber insgesamt kann ich sagen, dass es mir gut geht und ich mich auf die anstehenden Abenteuer freue.

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