Von der Kälte in den ewigen Frühling

Irgendwie war es mir nach Wärme, etwas Sonne und Meer. Aktuell kann man diesem Wunsch ja eher schlechter nachkommen. Reiseziele in Asien und Südamerika fielen für mich flach. In meinem Kopf schwirrten viele Ideen herum, unter anderem auch die Idee nach Afrika zu reisen. Korsika, Peru, Mexiko all dass hatte ich in der Hinterhand, musste mich jedoch immer wieder neu ausrichten bzw. spontan entscheiden. Und so fiel die Wahl nun erst einmal auf Madeira.

Wäre eine normale Saison, hätte ich der kleinen Insel aufgrund der vielen Touristen wohl eher keine Chance gegeben. Nun war und ist aber alles anders. Zur Zeit meines Abfluges war Madeira kein Risikogebiet, dass änderte sich gerade in dem Moment, in dem ich im Flieger saß. Ein bisschen Bauchschmerzen kann einem das schon machen. Da ich aber keinen Zeitdruck habe, kann ich zur Not auch länger auf der Insel bleiben.

Also gab es erneut einen PCR-Test bevor es losging, denn dieser wird bei Einreise natürlich verlangt und auch so würde ich darauf nicht verzichten.

Vor dem Flug registrierte ich mich noch bei dem Gesundheitsamt Madeiras, konnte dort bereits den negativen Test in der App hochladen und wurde von nun an etwas überwacht.

Bei der Ankunft ging auch alles fix, einfach die App mit dem Code des Tests vorzeigen und schon ging es zum Mietwagen.

Nein ich möchte kein Automatik fahren

Was für eine naive Dummheit von mir. Okay, meine letzte Automatikerfahrung endete auch mit Schlagbremse auf der Autobahn, aber ich hätte dem ganzen hier wohl nochmal eine Chance geben sollen. Zu dieser Erkenntnis kam ich direkt bei der ersten Fahrt in die Berge, wo die erste Unterkunft zu finden war. Und mir kam zum ersten Mal die Frage auf, wieso mich meine Navigation ausgerechnet über die allerkleinsten Straßen leitete. Später wurde mir klar, dass es kaum andere Straßen hier hoch gibt, es wurde nur noch kleiner und steiler. Und so schaltete ich mir quasi den Arm wund. Irgendwann entschied ich mich dafür konsequent im 1. oder 2. Gang zu bleiben. Ich entschuldige mich hier offiziell bei dem Motor.

Ich bin ja ein Freund von Achterbahnfahrten, aber dieser Moment, wenn man oben an der Kuppe ist und nicht genau sieht was kommt…da war ich doch froh, das Rundum-Versicherungspaket gebucht zu haben.

Eine weitere Liebe, das Rückwärts am Berg anfahren, wurde auch viel zu oft herausgefordert. „Schleifpunkt…Schleeeeifpunkt, Schleif……Gas, Gas. Es ruckelt, es wackelt, es ist aus.“ Zunehmend fing es auch an komisch zu riechen. Ich denke, das Auto ist durch, wenn ich damit fertig bin. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, bei 32 Prozent Steigung, einem entgegenkommenden LKW und einem Abgrund rechts, kann schon ein gewisser Druck entstehen. Aber noch fährt die Kiste!

Im Osten und Norden der Insel

Die erste Unterkunft buchte ich nur für vier Tage, einfach um zu sehen, wie alles klappt. Im beschaulichen Örtchen Santo António da Serra hatte man eine gute Ausgangsposition, um den Osten der Insel zu erkunden und auf das Gedränge und die enge Wohnsituation in den Städte zu verzichten. Die ersten Tage wurden natürlich auch direkt dazu genutzt die Gegend zu erkunden und ein paar Touren an der Küste zu wandern.

Am Abend wurde dann der Kamin angeworfen und lecker gekocht. Manchmal war es dann auch nötig, den News aus Deutschland zu folgen, um auf dem laufenden zu bleiben, Freude machte das aber eher nicht.

In den Bergen war es zu Beginn noch etwas kühler und am Abend kam immer etwas Nebel auf, da sorgte natürlich der Kamin für gewisse Entspannung und vor allem auch Wärme, denn Heizungen sind hier eher nicht üblich.

Entlang der Nordküste ging es anschließend in die Küstenstadt Seixal. Das Ferienhaus buchte ich spontan einen Tag zuvor und eigentlich war es auch viel zu groß. Aber es hatte einen Billardtisch, den Spaß konnte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Und preislich lag es knapp bei dem Preis eines Hostelzimmers, von daher war das ein guter Deal.

Nach einer abenteuerlichen Autofahrt, vielen Kurven und dem ein oder anderen Tunnel stand das kleine Steinhaus dann da, umgeben von Orangenbäumen und Orchideen. Fußläufig konnte man den Strand von Seixal erreichen und auch sonst war alles sehr einfach und ländlich. Kein Vergleich mit den größeren Städten im Süden. Während der folgenden Tage in dem schönen Haus, durfte ich auch Bekanntschaft mit Heino machen. Viele Gäste würden sicher eine Krise bekommen, denn Heino war die neue (oder schon immer dort ansässige) Hausmaus. Diese Steinhäuser sind halt aber auch löchrig und irgendwie hatte ich es am ersten Abend verpasst das Brot gut zu verpacken. Und „schwupps“, war Heino routiniert jeden Abend wieder auf der Suche nach dem leckeren Brot. Was habe ich mich erschreckt, als Heino das erste Mal zwischen meinen Füßen durchsauste. Er schien mir sehr selbstbewusst, bei der Nähe, die der kleine Racker suchte.

Zu Fuß und mit dem Mietauto wurden die umliegenden Ortschaften, Aussichtspunkte und Küsten erkundet. Oberhalb von Seixal fand ich ein wundervolles Tal, der Nebel umhüllte die Berge, Ziegen und Kühe streiften entlang der zerfallenen Steinhäuser. Hier und da renovierte jemand eines der alten Bauernhäuser, um es hoffentlich zukünftig wieder nutzen zu können. Auch den Ortschaften Porto Moniz, Faial, Santana und São Vicente stattete ich einen Besuch ab.

Draußen ist es doch am schönsten

Das Wetter wurde Tag für Tag besser, die Sonne war fast jeden Tag zu sehen und die Temperaturen stiegen auf über 20 Grad. Es war also jeden Tag „Draussen- Wetter“ und das wurde natürlich auch genutzt. Abends saß ich dann oft vor dem Laptop, um die Routen für den nächsten Tag vorzubereiten. Und so erstellte ich verrückte Strecken, die mir spannend erschienen und die am nächsten Tag erkundet wurden. Manchmal war es einfach, machmal eine echte Herausforderung. Denn nicht alles was auf der Karte als Weg markiert wurde, ist auch noch einer. Und so ging es auch hin und wieder durch dschungelähnliches Gestrüpp, um dann festzustellen, dass der Weg an einem Steilhang nicht weiter ging. Also ging es zurück und es wurde etwas neues ausprobiert. Immerhin gibt es hier keine Schlangen oder andere gefährliche Tiere, außer Zecken und Mücken. Aufgegeben habe ich nicht, geflucht aber wieder mal viel.

Von Seixal aus erschloss ich meine Routen Nr. 4-9 und 11-14. Von Santo António da Serra die Routen 1-3 und 10. Wer sich traut und zufällig mal hier ist, kann sie gerne mal nachlaufen.

Auf den höchsten Gipfeln lag bis dahin immer noch Schnee und sie mussten erstmal warten, obwohl sich die Anreise aus dem Norden anbot. Aber dafür blieb dann wohl auch später noch viel Zeit. Meine Tourenhighlights werde ich an anderer Stelle aufführen. Hochgeladen habe ich sie bereits im Artikel „Wandern auf Madeira“.

Wandern auf Madeira

Auf der Insel Madeira gibt es einige, von der Regionalregierung offiziell zertifizierte und als kleine…

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